Als ich 8 war, starrte ich meine Mitschüler an und dachte:
„Wow, Michael ist definitiv der Clown hier, Lisa die Seriöse, Paul der Typ, den du nicht ärgern möchtest und Stefan… nun, der Streber.“ Jeder hatte seine einzigartig Rolle. Damals hab ich mir lange den Kopf darüber zerbrochen, warum wir alle so unterschiedlich waren.
Flash-Forward zu einem zufälligen Nachmittag, fast zwei Jahrzehnte später, als ich aus Langeweile einen MBTI-Test machte. Plötzlich tat sich eine riesige neue Welt vor mir auf. Ich hatte endlich das Gefühl, mich selbst verstanden zu haben. Natürlich schickte ich den Test an alle meine Freunde weiter und drängte sie dazu ihn ebenfalls zu machen.
Um was geht es bei MBTI?
Kurz gesagt: Der MBTI-Test ist wie ein Buzzfeed-Quiz, aber auf Steroiden. Er teilt dich in eine von 16 Kategorien ein, basierend auf vier Hauptkategorien:
Bist du:
- introvertiert (I) oder extrovertiert (E)
- sensorisch (S) oder intuitiv (N)
- logisch (T) oder emotional (F)
- strukturiert (J) oder spontan (P)
Klingt einfach, oder?
Der ganze Spaß begann mit Carl Jung, einem Psychologen, der so etwas wie der King of Rock der Psychologie war, nur ohne Groupies. Er glaubte, dass unsere dominante Persönlichkeitsfunktion und -einstellung definiert, wer wir im Kern sind, während das genaue Gegenteil unser Schatten- oder Unbewusstes repräsentiert.
Nun, basierend auf Jungs Theorien, entwickelten zwei Amerikanerinnen – Mutter und Tochter, übrigens – den MBTI-Test. Und obwohl viele ihn heute als „Astrologie für Nerds“ bezeichnen, kann ich dir versichern, dass es zumindest ein bisschen cooler ist deinen MBTi-Typus zu kennen, als bloß zu wissen, ob du ein Wassermann oder ein Schütze bist.
Table
MBTI in der Praxis
Wie schon gesagt, ergeben sich aus den verschiedenen Kombinationen 16 einzigartige Persönlichkeitstypen. Ich habe versucht sie in dieser Liste kurz und prägnant zusammenzufassen:
- INTP: Denkt zu viel, feiert zu wenig. Gibt’s eine Anleitung dafür?
- ENTP: Warum der gewöhnliche Weg nehmen, wenn man auch querfeldein gehen kann?
- INTJ: Hat einen Plan für alles. Ja, auch für dich.
- ENTJ: Chef im Gebäude. Wer hat hier das Sagen? Richtig, ich.
- INFJ: Rettet die Welt, eine tiefgründige Unterhaltung nach der anderen.
- ENFJ: Der Coach deines Lebens. Du wusstest nicht mal, dass du einen brauchst, oder?
- INFP: Gefangen zwischen Träumen von Utopien und der nächsten Netflix-Serie.
- ENFP: Hat schon den nächsten großen Plan, während du noch über den letzten nachdenkst.
- ISTJ: Weil Traditionen nicht nur dazu da sind, um gebrochen zu werden.
- ESTJ: Ordnet Dinge. Menschen. Universen. Alles.
- ISFJ: Das Gedächtnis, das niemals vergisst, besonders nicht deinen Geburtstag.
- ESFJ: Plant die Party, sorgt dafür, dass du kommst und achtet darauf, dass du Spaß hast.
- ISTP: Wenn es kaputt ist, kann ich es fixen. Wenn nicht, war es wahrscheinlich eh nutzlos.
- ESTP: Warum drüber reden, wenn man es jetzt tun kann?
- ISFP: Lebt lauter als Worte. Meistens durch Kunst, manchmal durch Kleidung.
- ESFP: Das Leben ist kurz. Tanzt auf den Tischen.
Aber lasst uns ehrlich sein! Abgesehen von INTPs kann sich niemand all diese Buchstabenfolgen merken!
Deshalb haben ein paar schlaue Köpfe von 16personalities.com beschlossen, diesen Typen einprägsame Namen zu geben.
- INTP? Der introvertierte und intuitive Denker mit etwas zu viel Spontanität? Das ist der Logiker – ja, genau der Typ, der auch Einstein war.
- ENTJ? Der extrovertierte und intuitive Denker mit Plan? Das ist der Typ, der den Raum betritt und den man sofort als Kommandant identifiziert.
- ISFJ? Der introvertierte und sensorische Fühler mit Plan? Das ist der Verteidiger. Immer bereit, für die Menschen, die er liebt, einzustehen. Eine echte Stütze in schweren Zeiten.
Diese schillernden Namen sind wie ein sexy Kleid für deinen MBTI-Typ – sie lassen alles ein bisschen glitzernder und attraktiver erscheinen und helfen dir, dich wirklich mit diesem Typ zu identifizieren.
Weil, seien wir ehrlich, wer will nicht herausfinden, ob er derselbe Typ wie Einstein oder Shakespeare ist?
Es ist, als würde man herausfinden, dass man den gleichen Geburtstag wie Kanye West hat – bedeutungslos, aber trotzdem reizvoll genug, um es jedem Gesprächspartner unter die Nase zu binden.
Was die Typen angeht, gibt es keine besseren oder schlechteren. Jeder dieser Typen hat seinen Platz auf unserer wilden Party namens Gesellschaft.
Einige dieser Partygäste, wie die ESFJs und ISFJs, sieht man überall, während die INFJs und INTPs eher die geheimnisvollen, seltenen Vögel in der Ecke sind, falls sie sich überhaupt auf eine Party trauen.
Wie erkennst du die MBTI Persönlichkeit von anderen?
Wie schon gesagt, basiert der MBTI (Myers-Briggs Typenindikator) auf Carl Jungs Theorie der psychologischen Typen. Diese Theorie schlägt vor, dass Menschen vier Hauptpsychologische Funktionen verwenden, um mit der Welt zu interagieren: Denken, Fühlen, Empfinden und Intuition.
Jede dieser Funktionen kann in einer extravertierten (nach außen gerichtet) oder introvertierten (nach innen gerichtet) Form ausgedrückt werden, was insgesamt 8 kognitive Funktionen ergibt.
Klingt kompliziert? Ist es auch, aber ich versuche es hier einfach auzuschlüsseln:
- Extravertiertes Denken (Te): Das sind die Leute, die bei IKEA den Aufbauanweisungen folgen und sagen: `’Schau mal, so einfach ist das!“.
- Introvertiertes Denken (Ti): Diese Typen zerlegen die IKEA-Anleitung, nur um sie auf ihre eigene Art wieder zusammenzusetzen.
- Extravertiertes Fühlen (Fe): Kennst du diese Person, die immer weiß, wenn es dir schlecht geht, auch wenn du sagst, dass alles in Ordnung ist? Das sind sie.
- Introvertiertes Fühlen (Fi): Das sind die, die ihre Spotify-Playlists basierend auf ihren Stimmungen organisieren. Und ja, sie haben für jeden Tag des Jahres eine.
- Extravertiertes Empfinden (Se): Diese Leute? Sie leben im Moment. Instagram? Sie waren die ersten da.
- Introvertiertes Empfinden (Si): Sie erinnern sich an das erste Mal, als sie Instagram verwendet haben… und jeden anderen Moment danach.
- Extravertierte Intuition (Ne): Das sind die Träumer, die Leute, die sagen: „Was wäre wenn…?“
- Introvertierte Intuition (Ni): Sie denken über das Denken nach. Klingt verrückt? Für sie ist es einfach nur Dienstag.
Jeder der 16 MBTI-Typen verwendet eine Kombination dieser kognitiven Funktionen in ihren bevorzugten und weniger bevorzugten Weisen. Zum Beispiel ist die dominante Funktion eines INTJ Ni (Introvertierte Intuition) während ihre Hilfsfunktion Te (Extravertiertes Denken) ist.
Um also den MBTI-Typen deines besten Kumpels, deines faulen Chefs oder deines heißen Tinder Dates zu erkennen, kannst du ihnen einfach den Test schicken.
Aber vielleicht denkst du: „Ich will nicht der Creep sein, der anderen Personen Persönlichkeitstests schickt!“ oder „Mein Kumpel Mark wird bestimmt lügen und sagen, er sei ein ENTJ, obwohl er total ENFP ist!“ Dann geh folgendermaßen vor:
Schritt 1: Der Erste Eindruck
Menschen plaudern gern über das, was sie am meisten interessiert. Und was sie am meisten interessiert, zeigt ihre stärkste extravertierte Funktion.
- Te: Diese Leute sprechen von Zielen und wie man sie erreicht. Effizienz steht an erster Stelle.
- Fe: Sie fragen dich, wie es dir geht, und meinen es auch so. Es ist ihnen wirklich wichtig.
- Ne: Sie springen von Idee zu Idee. Ein Brainstorming auf zwei Beinen.
- Se: Sie sprechen über das Jetzt. Erlebnisse und Abenteuer.
Schritt 2: Extravertiert oder introvertiert?
Es ist der Unterschied zwischen denen, die die Party beleben, und denen, die sie von einer Ecke aus beobachten, oder gar nicht erst erscheinen.
Wenn du einen Introvertierten vor dir hast, ist die im ersten Schritt ermittelte Funktion, die Hilfsfunktion. Bei einem Extrovertierten ist diese logischerweise die Dominante.
Beispiel: Angenommen, du siehst Te. Wenn du dann vermutest, dass dein Tinder Schwarm des Abends introvertiert ist, dann weißt du, dass Te ihre sekundäre Funktion ist.
Das bedeutet, du hast nur noch 2 mögliche Typen: INTJ oder ISTJ. Das macht die Sache erheblich einfacher!
Schritt 3: Die introvertierte Funktion
Nachdem du die extravertierte Funktion herausgefunden hast, versuche herauszufinden, welches die introvertierte Funktion ist.
- Si: Sie erzählen Geschichten aus der Vergangenheit und orientieren sich an dem, was sie kennen.
- Ni: Zukunft? Ja, sie haben schon zehn Pläne dafür.
- Fi: Tiefgründige Werte? Die tragen sie auf ihrem Ärmel. Sie handeln nach ihrem inneren Kompass und was sich für sie „richtig“ anfühlt.
- Ti: Problemlöser par excellence. Sie zerlegen Ideen in ihre Bestandteile, um zu verstehen, wie alles funktioniert.
Wenn dein Gegenüber Si dominant und Te sekundär ist, herzlichen Glückwunsch, du hast eine ISTJ vor dir! Bei NiI dominant und Te sekundär wäre sie wiederum ein INTJ.
Frage dich nun: Macht das Sinn im Vergleich zu anderen ISTJs oder INTJs, die du kennst?
Wenn nein, könntest du irgendwo einen Fehler gemacht haben?
Wenn ja, scheinst du den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben.
Aber vergiss nicht: Menschen sind kein offenes Buch, insbesondere wenn du sie gerade erst kennenlernst, und es ist immer gut, deinen ersten Eindruck kritisch zu überdenken!
Kritik an MBTI – Zwischen Selbstentdeckung und Selbsttäuschung
Du bist jetzt vielleicht ganz begeistert vom Konzept des MBTI-Tests und kannst es gar nicht erwarten, dein gesamtes Umfeld, angefangen von deinen Freunden, bis zu deiner Mama und ihrem Hund Waldi zu analysieren.
Vermutlich tippst du schon bald „MBTI“ auf Google ein und bam! – da steht dieses böse Wort: Pseudo-Wissenschaft.
Schon ein krasser Vorwurf, oder?
Ist MBTI eine Pseudowissenschaft?
Nun, Katharine Cook Briggs und Isabel Briggs Myers, die Begründerinnen des MBTI, hatten keinen Abschluss in Psychologie. Tatsächlich waren sie nicht mal in der Nähe davon. Katharine war Agrarwissenschaftlerin, Isabel studierte Politikwissenschaft.
Kein Wunder also, dass die echten Psychologen sie und ihren Test ein bisschen belächeln.
Und dann gibt’s da Carl Jung. Obwohl er für den MBTI letztlich verantwortlich war, meinte auch Jung, dass es keine gute Idee sei, Menschen in klare Kategorien einteilen zu wollen.
Er hat das Ganze mit Steinen verglichen: Du kannst hunderte von Steinen aus einem Fluss nehmen und versuchen, den „Durchschnittsstein“ zu definieren, oder sie in Kategorien packen Aber letztendlich ist jeder Stein ein Einzelstück. Genau wie wir Menschen.
Ãœber-Identifikation mit dem Label
MBTI kann auch zu Problemen führen, wenn Leute anfangen, sich zu sehr mit ihrem „Label“ zu identifizieren. Wie diese Typen, die immer „Oh, ich bin ein P, ich kann einfach nicht planen!“ quengeln.
Anstatt zu jammern, wie wäre es, wenn du einfach versuchst, dich zu verbessern und einen Plan zu machen?
Das ist vermutlich auch das Hauptproblem des Tests: Dass er dich zu sehr in eine Schublade steckt.
Es sagt dir, du bist entweder das eine oder das andere, entweder J oder P, F oder T, S oder N, I oder E.
Die menschliche Persönlichkeit ist aber keine Kategorie sondern ein Spektrum.
Wenn du allen Menschen dieser Welt auf einem Spektrum einteilen müsstest, das Introversion und Extroversion misst, würde sich die Mehrheit in der Mitte befinden. Extrem Introvertierte findest du am Rand, oder dem nächsten Bitcoin Meetup. Die extrem Extrovertierten findest du wiederum auf der anderen Seite des Spektrums, aber eines ist sicher, du wirst sie anders als die Introvertierten wahrnehmen.
Wenn wir die Verteilung der Menschen grafisch darstellen, sieht sie aus wie eine Glocke. Deswegen nennen wir das Ding auch die Glockenkurve.
Teilen wir die Glocke nun in der Mitte, haben wir auf der einen Seite die Introvertierten und auf der anderen die Extrovertierten.
Doch der Introvertierte in der Mitte hat vermutlich viel mehr mit einem Extrovertierten in der Mitte zu tun als mit seinem extrem introvertierten Kollegen, der letzten Monat exakt 3,5 Mal das Tageslicht gesehen hat.
Das macht der Big 5 Persönlichkeits-Test besser. Hier ist die Persönlichkeit fließend, du bist nicht entweder introvertiert oder extrovertiert, sondern mehr oder weniger introvertiert. Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.
MBTI als Horoskop für Nerds
Bloß zu sagen, dass MBTI ein Horoskop für Nerds ist, finde ich persönlich falsch.
Bei Horoskopen wird dir gesagt: ‚Du bist an diesem Tag geboren, also wirst du so sein und das wird dir passieren.
Bei MBTI ist das mehr wie: „Erzähl mir, wie du tickst, und ich sag dir, welchem Muster du entsprichst“.
Horoskope sind präskriptiv und zwingen dich in eine Kategorie. MBTI ist hingegen beschreibend und ermittelt eine Kategorie anhand einer Beobachtung.
Wirklich zu sagen, dass sie beide im gleichen Maßen Unsinn sind? Ich denke, das ist Unsinn.
Fazit:
Ist der MBTI nun pseudowissenschaftlicher Blödsinn?
Nein, nicht unbedingt. Aber du solltest ihn mit einer ordentlichen Portion Skepsis betrachten.
Vorallem: Identifiziere dich nicht zu sehr mit deiner Kategorie, denn am Ende des Tages bist du ein Einzelstück, auch wenn du lieber ein ENTJ wärst.
MBTI Persönlichkeitstyp-Test für Notion
Ich bin ein großer Fan von Notion. Dem Schweizer Taschenmesser unter den Produktivitätstools. Kürzlich habe ich einen kostenlosen MBTI-Test als Notion Template erstellt.
Hol dir das Template, dupliziere es in deinen Workspace und finde innerhalb der nächsten 5 Minuten heraus welcher Typ du bist: