Was tun bei einer Schreibblockade?

Was soll ich denn jetzt nur schreiben! Gerade noch hatte ich diese großartige Idee in meinem Kopf. Ich habe  sie mir in allen Details ausgemalt und messerscharfe Argumente und Gegenargumente formuliert. Doch sobald ich mich vor meinen Laptop setzte, um meine Idee aufzuschreiben, sehe ich vor meinem inneren Auge nur noch einen dichten Nebelschleier.

Wie kann es passieren, dass meine Kreativität plötzlich blockiert ist, obwohl ich noch vor wenigen Minuten aus dem vollen Schöpfen konnte?

Schreibblockaden sind ein häufiges Übel, von dem wohl jede Person, die regelmäßig einen Text schreiben muss – Autoren, Journalisten, Studenten, Schüler, Blogger – schon betroffen war. Aber was sind Schreibblockaden? Und wie können wir sie überwinden?

Was ist eine Schreibblockade (Definition)

Wikipedia definiert Schreibblockaden folgendermaßen: 

Eine Schreibblockade ist ein psychisches Phänomen, bei dessen Auftreten ein Autor dauerhaft oder vorübergehend nicht in der Lage zu schreiben ist. Sie kann als Spezialfall der Kreativitätsblockade gesehen werden.

Sie kennzeichnet sich dadurch, dass wir nicht in der Lage sind, einen Text anzufangen oder anfangen einen Text zu schreiben, aber es einfach nicht schaffen, ihn zu Ende zu bringen. Wir schaffen es außerdem nicht, gute Formulierungen aufs Papier zu bringen, obwohl wir unter anderen Umständen durchaus in der Lage dazu sind. 

Der Versuch des Schreibens wird als unangenehm – manchmal sogar als qualvoll – empfunden: So wird der Schreibprozess oft abgebrochen und durch sogenannte Vermeidungshandlungen wie Putzen, Medienkonsum oder Binge-Eating ersetzt.

Ich kann nicht für alle Schreibenden sprechen, aber in meinem Fall hängt die Schreibblockade – sowie jede Kreativitätsblockade – immer mit Stress zusammen. Wenn ich viel zu tun habe, an Kundenprojekten arbeiten muss oder Deadlines hinterherjage, bleibt schlichtweg keine Zeit für Kreativität.

Denn Kreativität ist wie ein ängstliches kleines Kätzchen, das sich beim ersten Anzeichen von Lärm und Stress im hintersten Winkel einer Wohnung versteckt. Damit dieses Kätzchen hervorkommt, braucht es Ruhe im Leben.  

Das ist auch der Grund, warum wir beim Spazierengehen, Autofahren oder in der Dusche oft auf so gute Ideen kommen. Denn bei all diesen Tätigkeiten führen wir Handlungen aus, die die meiste Zeit automatisch ablaufen, sodass unsere Gedanken frei fließen können (siehe Flow-Zustand und Wu-Wei-Prinzip). 

Erst dann ist Kreativität möglich. Denn Kreativität ist ein Zustand, in dem sich unsere Gedanken frei und ohne Filter bewegen, wodurch sich oft überraschende neue Kombinationen und Ideen ergeben. 

Wir fallen jedoch sofort aus diesem Zustand heraus, wenn sich unser Gehirn auf eine neue Tätigkeit ausrichten muss, weil wir beispielsweise an einer neuen Aufgaben arbeiten, durch ein Telefongespräch aus unserem Flow herausgerissen wurden oder eine kurze Social-Media-Pause machen.

Unsere Kreativität wird auch durch Angst gelähmt: Im Arbeitsalltag ist das oft die Angst, mit Aufgaben nicht fertig zu werden. Wie Eckhart Tolle sagte: “Wir sind hier, wollen aber dort sein.” Weil wir das nicht (sofort) schaffen, steht unser Körper unter Anspannung und wir fühlen uns gestresst.

Das Tu-es-einfach-Prinzip

Wenn ich mich hinsetze und anfange einen Text zu schreiben, bin ich selten sofort im Schreibfluss. Fast immer erlebe ich in den ersten Minuten des Schreibens eine heftige Kreativitätsblockade und ich muss die Ideen aus meinem Kopf pressen, wie aus einer leeren Zahnpastatube. 

Mein inneres Auge wird durch einen Nebelschleier bedeckt, Zweifel steigen auf und es fühlt sich so an, als hätte ich zu all diesen Themen, über die ich schreiben will, einfach nichts zu sagen.

Merkwürdig. Denn ich wählte die Themen, über die ich schreibe, ja ganz bewusst aus, eben weil mir zu ihnen in der Dusche, im Auto, beim Spazierengehen oder vor dem Einschlafen, exzellente Gedanken gekommen sind.

Das ist auch der Grund, warum ich sehr lange gebraucht habe, um diesen persönlichen Blog zu starten: Denn ich hatte das Gefühl, dass zwar – wie aus dem Nichts – hin und wieder gute Gedanken in mein Gehirn einsickern, ich jedoch einfach nicht gut darin bin, sie in Sätze zu fassen.

Was ich jedoch durch diesen Blog lernte, war, dass “Übung wirklich den Meister macht”. Ich denke gar nicht, dass ich in den letzten Monaten kreativer geworden bin. Vielmehr konnte ich die Sicherheit gewinnen, dass mir immer gute Ideen kommen, sofern ich mich nur lange genug hinsetze und für eine Weile nur auf das Schreiben konzentriere. 

Ich bezeichne das (inspiriert vom Autor Mark Manson) als “Tu-es-einfach-Prinzip”. Oft reicht es einfach aus, mit einer Sache zu beginnen, alles andere kommt von selbst, sobald man sich im Arbeits-Flow befindet.

Warum das so ist, habe ich übrigens ausführlich in meinem Beitrag “Deep Work: Konzentriertes Arbeiten” erklärt.

Der Dinosaurier und der Nebelschleier

 Stephen King vergleicht seinen persönlichen Schreibprozess im Buch “On Writing” mit dem Ausgraben eines Dinosaurier-Skeletts. Am Anfang sind nur wenige Knochenteile an der Oberfläche sichtbar. Beim flüchtigen Drüberschauen, könnte man sie sogar mit ganz  normalen Steinen verwechseln. Die Aufgabe des Autors liegt nun darin, die Knochen Stück für Stück freizulegen: Mit der Zeit werden so mehr und mehr Teile des Skeletts sichtbar, bis der Autor einen riesigen Dinosaurier vor sich liegen hat. Der Dinosaurier war schon immer da, er musste nur ausgegraben werden.

Fast alle Menschen können kreativ sein. Die meisten sehen die Knochen aus der Erde ragen, verstehen jedoch nicht, dass sie ein Hinweis darauf sind, dass sich unter der Erde noch so viel mehr verbirgt. Sie müssten nur etwas an der Oberfläche graben, tun das jedoch nicht, weil sie die Knochen mit wertlosen Steinen verwechseln.

In meiner persönlichen Metapher stochere ich am Anfang ziellos im Nebel herum. Ich weiß nicht, in welche Richtung sich mein Schreiben bewegen soll, denn ich sehe keine Details an denen ich mich orientieren kann. Doch mit jeder Minute lichtet sich der Schleier ein wenig stärker. Mehr und mehr Elemente der mich umgebenden Landschaft werden sichtbar und schließlich finde ich einen Pfad, auf dem ich mich sicher bewegen kann. Genauso wie das Dinosaurier-Skelett war die Landschaft schon immer da, ich musste sie nur erkennen.

Konzentriert schreiben 

Die ersten Minuten des Schreibens – wenn ich noch kein klares Bild vor mir habe – sind unangenehm. In diesem Zeitraum ist es normal, dass mein Kopf Vermeidungshandlungen vorschlägt: Plötzlich wirkt das Spülen des schmutzigen Geschirrs in der Küche oder das Saugen der Wohnung wie eine tolle Freizeitbeschäftigung.

Durch diese Minuten muss ich mich durchkämpfen: Je mehr Momentum ich beim Schreiben aufnehme, desto leichter tippen sich die Worte in meine Tastatur. 

Den inneren Kritiker ausschalten

Schreiben und redigieren sind zwei Tätigkeiten, die wir nicht zusammenlegen sollten. Das eine benötigt unseren kreativen Geist, das andere unsere analytischen Fähigkeiten. Beides verträgt sich nicht miteinander. Ich versuche deswegen, meine Texte nicht zu bearbeiten, solange ich noch keine erste Version abgeschlossen habe.

Wenn wir in der Google-Bildersuche den Begriff “Writers Block” eingeben, stoßen wir auf das Bild eines Autors, der verzweifelt vor seiner Schreibmaschine sitzt, während im Hintergrund ein Berg zerknüllter Papierseiten liegt. 

Das ist ein oft benutztes Meme, um Schreibblockaden bildlich darzustellen. Und dieses Bild bringt die Sache tatsächlich auf den Punkt: Wer schreibt und im gleichen Moment zu selbstkritisch ist, zerstört seinen Kreativitäts-Flow. 

Wir sollten daher nicht unsere Texte löschen – oder unsere Manuskripte zerknüllen, wenn wir Old-School auf einer Schreibmaschine tippen – auch wenn sich die geschriebenen Worte vollkommen falsch anfühlen. Stattdessen müssen wir einfach nur weiterschreiben, bis wir im Flow sind und unsere Ideen glasklar vor uns sehen.

Ich versuche deshalb, meine Texte eine Zeit liegen zu lassen – zumindest über eine Nacht – damit ich sie erst dann korrekturlese, wenn ich den nötigen Abstand gewonnen habe. 

Die beste Investition, die ich bisher gemacht habe, war übrigens das Einstellen einer Lektorin (Danke Verena:) ) Dadurch habe ich nun beim Schreiben viel weniger Druck, alles von Anfang an korrekt zu formulieren, weil ich weiß, dass es jemanden gibt, der mich später auf etwaige Fehler aufmerksam machen wird.

Fazit: Wie eine Schreibblockade überwinden?

Schreiben ist ein Prozess der Ruhe, benötigt. Gute Texte entstehen nicht in stressigen Umgebungen. Wir müssen daher versuchen, Zeiträume zu finden, in denen wir ungestört sind, damit unsere Gedanken die nötige Freiheit bekommen, großartige Ideen zu entwickeln. 

Beim Schreiben sollten alle externen Störfaktoren ausgeschaltet werden: E-Mails, Social-Media-Benachrichtigungen, Anrufe und sonstige Belästigungen. Denn jede noch so kleine Störung kann den dichten Nebel wieder hervorholen. Und leider bricht der Nebel deutlich schneller herein als dass er sich wieder lichtet.

Hast du auch Probleme mit Schreibblockaden? Wie packst du sie an und wirst produktiver beim Schreiben? Lass es mich doch in den Kommentaren wissen! 

Dein Philipp