Richard Feynman Methode – Lerne komplexe Themen schnell und effizient

Die Richard Feynman Methode ist eine Lernmethode, um komplexe Sachverhalte auch wirklich zu verstehen.

Im folgenden Beitrag gehe ich darauf ein, wie diese Methode im Detail funktioniert.

Als Schüler oder Student wird dein Gehirn ständig mit neuen Fachbegriffen überflutet. Egal ob Schule oder Uni: Lehrer und Professoren pumpen dein Gehirn tagein und tagaus mit neuem Wissen voll.

Blöd nur, dass dein Hirn vermutlich leckt wie ein Sieb. Das liegt nicht daran, dass du dumm  ist. Nein! Wissen benötigt Zeit um zu reifen.

Es ist wie ein kleines Pflänzchen, das den Weg ans Licht sucht.

Doch Zeit ist knapper als Gold.

Leider sind die modernen Wissensfabriken keine Bio-zertifizierten Baumschulen, sondern knallharte Industriebetriebe.

Vielleicht glaubst du, dass der Stress nachlässt, wenn du einmal dein Diplom in den verschwitzten Händen hältst.

Ãœberraschung!

Wir leben in einer Zeit des technologischen Wandels. Das aktuelle Wissen von heute, ist die Pseudowissenschaft von morgen. Die moderne Welt dreht sich schneller als eine gedopte Ballettänzerin.

Wer kein lebenlanges Lernen praktiziert, ist im besten Fall qualifiziert fürs Arbeitsamt.

Wie können wir unser Wissens-Pflänzchen also besser düngen, und trotz Zeitmangel nachhaltig Wissen aufbauen?

In dem wir effizientere Lernmethoden verwenden.

Das klassische Lernen auf Unis oder in der Schule wird ironischerweise Bulimielernen genannt.

Dieser Vergleich ist nicht ganz richtig:

Bulimiker essen sich mit riesigen Mengen an Essen voll, nur um diese danach bewusst zu erbrechen.

Bulimielernen stopfen in kurzer Zeit, meist vor der Prüfung, ihren Kopf mit Fakten über ein bestimmtes Fachgebiet voll, nur um diese danach sofort zu vergessen.

Der Unterschied ist jedoch, dass sie das Wissen nicht bewusst vergessen. Es ist nur so, dass es keine Wurzeln schlagen konnte. Damit neues Wissen tief in deinem Kopf verankert wird, musst du es verstehen.

Auswendiglernen vs. Verstehen

Mnemotechniken wie das Loci-System oder die Major-Methode, aber auch regelmäßiges Wiederholen mittels Spaced-Repetition, sind effiziente Wege, um sich Fakten besser zu merken.

Von meinen eigenen Experimenten mit diesen Methoden weiß ich jedoch, dass diejenigen Fakten, die ich nicht verstehe, am schnellsten wieder mein Gedächtnis verlassen. Sobald ich jedoch ein Konzept verstanden habe, fällt mir das Merken und Lernen der Fachbegriffe sehr leicht.

Daher ist es meiner Meinung nach sinnlos, Sachen zu memorieren, die man noch nicht verstanden hat. Erst wenn man ein Konzept wirklich versteht, kann man es in neuen Kontexten anwenden, es mit anderen Ideen verknüpfen und auf Basis dieses Verständnisses neue Ideen entwickeln.

Es spricht nicht alles gegen das Auswendiglernen:

Ein großer Vorteil dieser Vorgehensweise besteht beispielsweise darin, dass man Informationen schnell abrufen kann. Das ist in Prüfungssituationen sehr nützlich, oder für spezielles Wissen wie Fremdsprachen oder mathematische Formeln, hat aber sonst in den meisten Feldern einen geringen praktischen Wert.

Es gibt jedoch ein Wechselspiel zwischen Fakten lernen und Verstehen:

Du könntest natürlich Konzepte verstehen, ohne die dazu gehörigen Begriffe zu kennen. Dies würde dich jedoch in deiner Fähigkeit einschränken, mit anderen über diese Konzepte zu sprechen. Auch helfen Fakten bei der Strukturierung von Wissen und sie ermöglichen es dir, Zugang zu weiteren Informationen zu finden, die für ein Thema relevant sind.

Es sollte daher dein Ziel, sein grundlegende Fakten und Konzepte auswendig zu lernen und gleichzeitig zu versuchen, ein tieferes Verständnis zu entwickeln.

Eine große Hilfe für das bessere Verständnis von komplexen Konzepten ist die sogenannte Feynman-Methode:

Was ist die Feynman Methode?

Richard Feynman, war ein theoretischer Physiker, der vor allem für seine Beiträge zur Quantenmechanik bekannt ist. 1965 wurde er gemeinsam mit Shinichiro Tomonaga und Julian Schwinger mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Bekanntheit erlangte er auch durch seine unkonventionelle Art der Wissensvermittlung: Er konnte seinen Studenten komplexe wissenschaftliche Konzepte in einfachen, verständlichen Analogien erklären.

Nach seinem Tod 1989 entwickelte sich aus seiner Lehrphilosophie die sogenannte Feynman Methode.

Die Methode legt Lernende nahe, komplexe Ideen in einfacher Sprache zu erklären, um so sicherzustellen, dass sie die Ideen auch wirklich verstehen. Denn wer Schwierigkeiten hat, ein Konzept in einfachen Worten zu erklären, hat es meistens nicht richtig verstanden.

Die Grundprinzipien der Feynman-Methode

Die Feynman-Methode besagt, dass du dein bestehendes Wissen über ein Thema, zuerst in deinen eigenen Worten zusammenfassen solltest. Versuche dir dabei vorzustellen, du müsstest das Thema einem Kind oder einer Person ohne Vorkenntnisse erklären.

Identifiziere im nächsten Schritt deine Wissenslücken. Das sind diejenigen Bereiche, die du nicht, oder nur unvollständig erklären konntest. Wie wir später noch lesen werde, empfehle ich in diesem Schritt, sokratische Fragen zu stellen.

Sprich: Sich selbst kontinuierlich Fragen zu stellen, die immer weiter in die Tiefe gehen.

Im dritten Schritt gehst du zurück zu deinem Studienmaterial, um deine Wissenslücken zu füllen. Ãœberarbeite dann deine Erklärung und wiederhole die genannten Schritte, bis du das Thema klar und einfach erklären kannst.

Was sind die Vorteile der Feynman-Methode?

Schon der römische Stoiker Seneca sagte:

„Während wir lehren, lernen wir.“

Beim Anwenden der Feynman-Methode spielst du einen fiktiven Lehrer, der ein Konzept einer Person mit wenigen Wissen vermitteln muss.

Außerdem ist dir vielleicht das Konzept der 5Rs bekannt:

Record – Während der Vorlesung Notizen machen
Reduce – Nach der Vorlesung die eigenen Aufzeichnungen knapp zusammenfassen
Recite – Am nächsten Tag die Inhalte aus dem Gedächtnis wiederholen
Reflect – Die Aufzeichnungen in das eigene Vorwissen einordnen und Verknüpfungen herstellen
Review – Unmittelbar vor der nächsten Vorlesung die Aufzeichnungen kurz wiederholen

Die Feynman-Methode zwingt dich  dazu Reduce, Recite und Reflect anzuwenden.

Insbesondere das Formulieren in eigene Worten und das Erstellen von Analogien ist für das Verständnis hilfreich, weil dies voraussetzt, dass man eben nicht nur Fachbegriffe memoriert hat, sondern die Prinzipien eines Konzepts auch wirklich verstanden hat.

Richard Feynman verstand, dass es einen großen Unterschied zwischen dem Verstehen einer Sache und dem bloßen Nachplappern von Begriffen gibt.

Die meisten Studenten fokussieren sich beim Lernen jedoch auf das Auswendigkernen.

Sie können bei der Prüfung zwar die Namen von Fakten, Theorien oder Konzepten wiedergeben, verstehen aber nicht, was es wirklich damit auf sich hat.

Das reicht zwar für das Absolvieren von Prüfungen, ist aber nicht genug, wenn sie dieses Wissen später in der Praxis anwenden wollen.

Wer beim Lernen jedoch die Feynman-Methode anwendet wird letztlich ein tieferes Verständnis erlangen und besser über die persönlichen Wissenslücken Bescheid wissen

Praktische Anwendung der Feynman-Methode

Angenommen du lernst gerade über Photosynthese der Pflanzen. Nach dem besuch einer Vorlesung, versuchst du dein bestehendes Wissen einem Kind zu erklären:

„Stell dir vor, Pflanzen haben eine Superkraft! Sie können Sonnenlicht nehmen und es in ihre eigene Nahrung umwandeln. Sie tun dies mit Hilfe von etwas Grünem in ihren Blättern, das Chlorophyll genannt wird. Das Sonnenlicht hilft den Pflanzen, Wasser und Kohlendioxid aus der Luft in Zucker umzuwandeln, den sie dann als Energie verwenden.“

Nun, musst du Wissenslücken identifizieren und füllen. In unserem Beispiel merkst du vielleicht, dass du nicht genau weißt, wie Chlorophyll funktioniert oder warum Pflanzen Kohlendioxid benötigen. Oder vielleicht bist du dir unsicher, wie der Zucker in den Pflanzenzellen gespeichert wird.

Du recherchierst also in deinen Lernressourcen, füllst deine Wissenslücken auf und erklärst das Konzept im Anschluss erneut:

„Pflanzen haben die bemerkenswerte Fähigkeit, Energie direkt aus der Sonne zu gewinnen. Sie tun dies durch einen Prozess, der als „Photosynthese“ bezeichnet wird.

Im Herzen dieses Prozesses steht ein grünes Pigment namens Chlorophyll, das in den Chloroplasten der Pflanzenzellen vorhanden ist, hauptsächlich in ihren Blättern. Chlorophyll absorbiert Sonnenlicht, insbesondere blaue und rote Lichtwellen, und verwendet diese Energie, um eine Reihe von chemischen Reaktionen auszulösen.

Während dieses Prozesses nimmt die Pflanze Kohlendioxid (COâ‚‚) aus der Atmosphäre auf. Zusammen mit Wasser (Hâ‚‚O), das die Pflanze aus dem Boden durch ihre Wurzeln aufnimmt, beginnen die Lichtenergie und das Chlorophyll, diese Moleküle in Glukose (Zucker) umzuwandeln. Glukose ist ein wesentlicher Energielieferant für die Pflanze, den sie für Wachstum, Blüte und andere lebenswichtige Funktionen nutzt.

Ein zusätzliches, aber ebenso wichtiges Produkt dieses Prozesses ist Sauerstoff (Oâ‚‚). Wenn das Wasser während der Photosynthese in seine Bestandteile zerlegt wird, wird Sauerstoff als Nebenprodukt freigesetzt. Dieser Sauerstoff wird dann in die Atmosphäre abgegeben, und er ist ein entscheidender Bestandteil der Luft, die wir und andere Tiere atmen.

Insgesamt ist die Photosynthese nicht nur für das Ãœberleben der Pflanzen selbst wichtig, sondern auch für das gesamte Ökosystem, da sie den atmosphärischen Sauerstoff produziert und die Basis für die Nahrungskette bildet.“

Kritik der Feynman Methode

Eine kurze Internet-Recherche zeigt, dass sich die Feynman-Methode einer großen Bekanntheit erfreut, doch es gibt auch kritische Stimmen:

So kritisierte Danny Hatcher in seinem Youtube Video, dass die Methode nicht evidenzbasiert ist und zu wenig in die Tiefe geht.

Denn ein tiefes Verständnis wird nicht erreicht, wenn man ein Konzept Personen erklärt, die eine viel niedrigere Verständnisstufe habe.

Stattdessen empfiehlt Danny dialogisches Lernen – also Lernen im Dialog – weil im Austausch mit anderen, die auf einer ähnlichen Verständnisstufe stehen, viel eher Wissenslücken aufgedeckt und die richtigen Fragen gestellt werden.

Ich denke Dannys Kritik hat durchaus ihre Berechtigung. Die Feynman Technik ist nicht der heilige Grahl des Lernens. Sie hilft jedoch dabei ein solides Grundverständnis eines Themas zu erlangen. Auch denke ich, dass das runterbrechen von komplexen Themen in einfache Analogien ein guter Weg ist, um das eigene Verständnis zu erweitern. Ich würde jedoch nicht bei Erklärungen für Kinder halt machen, so wie es die Feynman-Technik allgemein empfiehlt, sondern versuchen, die Komplexität meiner Erklärungen beständig zu steigern.

Idealerweise kombinierst du die Methoden auch mit anderen Lerntechniken, wie dem dialogischen Lernen oder sokratischer Fragen.

Wer Kinder hat, weiß, dass diese Dinge gerne hinterfragen, bis sie zur Essenz einer Sache durchgedrungen sind, oder die Erwachsenen genervt das Handtuch geworfen haben. Ich denke deshalb, dass das Erklären von Konzepten für Kindern eine gute Idee ist, sofern man seine eigene Erklärung mit der gleichen kindlichen Naivität hinterfragt.

Da man dazu neigt die eigenen blinden Flecken nicht zu erkennen, ist es definitiv sinnvoll, das Lernen nicht nur isoliert durchzuführen, sondern sich in den Dialog mit anderen Lernenden zu begeben.

Richard Feynman Methode als Notion Template

Wenn du so wie ich Notion für das Speichern von Notizen und Lernen von Konzepten verwendest, habe ich das richtige Template für dich.

Mein Feynman Technik Template hilft dir dabei, diese Methode in Notion umzusetzen. Außerdem lässt sich das Template leicht mit dem von mir erstellten Zettelkasten-Template kombinieren, wodurch du einen mächtigen Wissens-Hub erhältst.

Feynman Technik für Notion

Bücher von Richard Feynman?

Die Feynman-Vorlesungen über Physik sind eine 1964 erschienene Sammlung von Vorlesungen, die  Feynman am California Institute of Technology (Caltech) für Studenten der unteren Semester hielt.

Für Leser ohne physikalischem Vorwissen eignen sich die “Sechs physikalischen Fingerübungen der Physik”. Hierbei handelt es sich um eine Auswahl leichter verständlicher Kapitel seiner Physik-Vorlesungen.

Viel Erfolg beim Lernen,

Dein Philipp

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